OP- und Krankenversicherung für Hunde – sinnvoll oder unnötig?
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Nach einem Besuch in der Tierarztpraxis mit Deinem Hund überreicht Dir die charmante Mitarbeiterin am Empfang die Rechnung, und Dich trifft eine Faust in die Magengrube. Du überlegst kurz, ob jetzt wohl ein guter Zeitpunkt wäre, eine Hypothek aufs Haus aufzunehmen oder Dein Auto zu verkaufen. Einen Moment hoffst Du einfach, dass das Komma bei der Summe, die auf dem Zettel steht, eine Stelle zu weit nach rechts gerutscht ist – dies ist aber leider nicht der Fall. Seit im November 2022 die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) angepasst wurde, haben sich die Tierarztvergütungen um durchschnittlich 20 bis 25 % erhöht. Tierärztliche Leistungen sind seither empfindlich teurer. Begründet wird diese Erhöhung u. a. mit den steigenden Kosten für zeitgemäße tiermedizinische Behandlungen. Angesichts dieser Erhöhung rückt ein Thema in den Mittelpunkt, das bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde: Krankenversicherungen und OP-Versicherungen für Hunde und natürlich auch andere Tiere. In diesem Beitrag möchten wir das Wichtigste zu diesem Thema für Dich zusammenfassen.
Krankenversicherung vs. OP-Versicherung – was ist der Unterschied?
Generell besteht der Unterschied zwischen einer Krankenversicherung und einer OP-Versicherung im Umfang des Versicherungsschutzes. Während bei Letzterer „nur“ operative Eingriffe abgesichert sind, aber zum Beispiel keine alltäglichen tierärztlichen Behandlungen, übernimmt eine (Voll-)Krankenversicherung eine Vielzahl an tierärztlichen Leistungen. Bevor Du Dich für einen Versicherungsanbieter entscheidest, solltest Du also genau überlegen, was Du brauchst, und Dich ausgehend davon auf die Suche nach einem passenden Tarif machen, der zu Dir und Deiner Lebenssituation passt. Es gibt zum Beispiel Krankenversicherungen mit und ohne OP-Schutz. Ebenso kann in einer OP-Versicherung die Vor- und Nachbehandlung inkludiert oder exkludiert sein. Hier gibt es also ganz erhebliche Unterschiede, die im Vorfeld unbedingt geprüft werden müssen, um später keine bösen Überraschungen zu erleben. Meist gibt es sowohl bei reinen OP- als auch Krankenversicherungen unterschiedliche Abstufungen bzw. Tarife mit differierendem Leistungsumfang. Je mehr Leistungen von der Versicherung abgedeckt sind, desto höher ist der monatliche oder jährliche Versicherungsbeitrag.
OP-Versicherungen übernehmen generell nur die Kosten für chirurgische Eingriffe, Krankenversicherungen auch für andere tierärztliche Leistungen.
Ganz allgemein gilt, dass die Versicherungen ausschließlich medizinisch notwendige Eingriffe oder Behandlungen (anteilig – je nach Vertrag) übernehmen. Ästhetische Behandlungen sind beispielsweise generell ausgeschlossen, sollten aber im Sinne des Tierschutzes ohnehin nicht durchgeführt werden. Auch medizinisch nicht notwendige Kastrationen sind von den wenigsten Versicherungen abgedeckt. Ob auch Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen oder Wurmkuren mitversichert sind, ist dem einzelnen Tarif zu entnehmen. Viele Versicherungen bieten hierzu jährliche Pauschalen an.
Kosten einer OP- oder Krankenversicherung für Hunde
Wie viel Du monatlich oder jährlich in die Kranken- und/oder OP-Versicherung Deines Lieblings einzahlen musst, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, insbesondere von:
- Leistungsumfang (reiner OP-Schutz oder Kranken-Vollversicherung)
- Rasse, Alter, Größe und Gewicht Deines Hundes
- Evtl. vorhandene Vorerkrankungen bzw. allgemeiner Gesundheitszustand
- Höhe der Selbstbeteiligung bzw. Prozentsatz der Kostenübernahme
Hier lassen sich zahlreiche Verknüpfungen bilden: Je älter oder größer Dein Vierbeiner ist, desto höher ist der Versicherungsbeitrag. Je geringer die Höhe der Kostenübernahme, desto geringer ist der Beitragssatz usw. Es lassen sich daher keine pauschalen Angaben zu Kosten und Umfang einer Kranken- und/oder OP-Versicherung machen. Als allgemeine Faustregel lässt sich festhalten, dass eine Krankenversicherung etwa das Dreifache einer OP-Versicherung kostet.
Einige Versicherungsunternehmen bieten Rabattsysteme für Mehrhundebesitzer an, wieder andere verringern bei einer jährlichen statt monatlichen Zahlung den Beitragssatz. Hast Du bereits eine Hundehaftpflichtversicherung abgeschlossen, frage bei Deinem Versicherungsanbieter nach, ob es ein entsprechendes Kombi-Paket gibt. Leider muss an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass es ab einem bestimmten Alter des Hundes – oft liegt dieses bei sieben Jahren – schwierig wird, überhaupt noch eine rentable Versicherung zu finden. Daher sollte eine OP- oder Krankenversicherung möglichst früh abgeschlossen werden, wenn Dein Hund noch jung und gesund ist.
Welche Kranken- und OP-Versicherung ist die beste?
Die für Dich „beste“ Versicherung berücksichtigt Alter, Gesundheitszustand und Rasse Deines Vierbeiners sowie Deine finanzielle Lage. Welcher Tarif sich als geeignet erweist, ist also höchst individuell. Daher ist es von zentraler Bedeutung, alle Details – insbesondere das Kleingedruckte – der in Frage kommenden Policen zu kennen und zu vergleichen. Im Folgenden möchten wir auf einige Aspekte eingehen, die Du bei der Anbieterwahl berücksichtigen solltest.
Vergleichen lohnt sich: Vor Abschluss einer Hunde-Kranken- oder OP-Versicherung sollten alle Vertragsdetails sorgfältig geprüft und verglichen werden.
1. Leistungsumfang & Ausschlüsse
Wie schon erwähnt, solltest Du, bevor Du einen OP- oder Krankenversicherungsvertrag für Deinen Vierbeiner abschließt, den Leistungsumfang ganz genau prüfen, denn dieser kann erheblich variieren. Neben dem generellen Leistungsumfang sind insbesondere die sog. „Ausschlüsse“ wichtig, die im Vertrag festgelegt sind. Dabei handelt es sich i. d. R. um (chronische) Erkrankungen, die zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses bereits vorgelegen haben. Auch angeborene bzw. genetische Fehlentwicklungen oder gesundheitliche Probleme wie Hüft- oder Ellbogendysplasie, Brachyzephalie und einige mehr können von der Versicherung ausgeschlossen sein. In den meisten Fällen kannst Du zwar trotzdem eine Versicherung abschließen – entsprechende Vorerkrankungen sind dann aber nicht von dieser abgedeckt.
Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, dass die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) einen gewissen Rahmen zur Leistungsabrechnung vorgibt. Den Tierärzten und -ärztinnen steht es jedoch frei, je nach Aufwand den zweifachen oder auch dreifachen Satz abzurechnen. Dies betrifft nicht zuletzt Notfallbehandlungen am Wochenende, abends/nachts oder an Feiertagen, also außerhalb der regulären Öffnungszeiten von Tierpraxen und Tierkliniken. In solchen Fällen berechnen fast alle Praxen oder Kliniken einen mehrfachen, bis zu vierfachen Satz. Es ist also wichtig, abzuklären, ob Deine Versicherung auch solche erhöhten Abrechnungssätze übernimmt.
Der Leistungsumfang ist nicht bei allen Versicherungen derselbe. Prüfe daher genau, welche Untersuchungen, Medikamente und Behandlungen von Deiner Police abgedeckt sind!
2. Selbstbehalt/Selbstbeteiligung
Wenngleich es mehr als wünschenswert wäre, durch eine OP- oder Krankenversicherung im Falle einer Erkrankung oder eines Unfalls des Hundes umfänglich finanziell abgesichert zu sein, ist dies zumeist nicht der Fall. Das Stichwort lautet „Selbstbehalt“ bzw. „Selbstbeteiligung“. Dabei handelt es sich um jenen Anteil, den Du im Krankheitsfall selbst bezahlen musst. Bei der Hunde-Krankenversicherung wird im Regelfall mit Prozentsätzen gearbeitet und beispielsweise angegeben, dass die Leistungsübernahme bei 80 % liegt. Bei Behandlungskosten von 1000 Euro würde dies bedeuten, dass 800 Euro von der Versicherung übernommen werden und die restlichen 200 Euro durch Dich beglichen werden müssen. Je höher der Prozentsatz, den die Versicherung übernimmt, desto höher sind natürlich auch die monatlichen oder jährlichen Beiträge. Beachte, dass sich dieser Selbstbehalt mit steigendem Alter Deines Hundes erhöhen kann.
3. Höchstgrenze
Nicht wenige Anbieter von OP- und Krankenversicherungen für Hunde arbeiten mit monetären Höchstgrenzen, die sich zumeist auf ein Jahr beziehen. Wird zum Beispiel festgelegt, dass diese Höchstgrenze bei 2000 Euro liegt, werden alle Kosten bis zu diesem Betrag übernommen, während alle Leistungen, die darüber hinausgehen, von Dir bezahlt werden müssen. Auch hier gilt wieder, dass die monatlichen oder jährlichen Beiträge höher ausfallen, je höher diese Höchstgrenze ist.
4. Sperrfristen
Wir kennen das Prinzip der Sperrfristen von anderen Versicherungen wie Zahnzusatz- oder Rechtschutzversicherungen. Damit möchten die Versicherer verhindern, dass Kunden erst dann eine Versicherung abschließen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen, der Schaden also bereits eingetreten ist. Meist liegt diese Sperrfrist bei drei Monaten, was bedeutet, dass Kosten erst nach Ablauf dieser Frist übernommen werden. Wird Dein Vierbeiner also kurz nach Versicherungsabschluss krank, greift die Police noch nicht. Davon ausgenommen sind i. d. R. jedoch Unfälle.
5. Schutz bei Urlaubsreisen
Nimmst Du Deinen Vierbeiner regelmäßig mit in den Urlaub, solltest Du bei Deinem Versicherer unbedingt abklären, ob auch im Ausland anfallende Tierarztkosten übernommen werden. In der Regel ist dies europa- oder sogar weltweit bei einem Aufenthalt von weniger als 12 Monaten der Fall.
Fazit
Hunde sind so unterschiedlich und individuell wie wir Menschen. Während der eine Vierbeiner die Tierarztpraxis lediglich zum Impftermin und regelmäßigen Check-up von innen sieht, ist der andere Dauergast. Insbesondere seit Anpassung der GOT im November 2022 stellt sich so mancher Hundehalter die Frage, ob der Abschluss einer OP- oder Krankenversicherung sinnvoll ist. Würde Dich eine unerwartete Rechnung von mehreren Hundert oder Tausend Euro eiskalt erwischen, dann ist diese Frage eindeutig mit Ja zu beantworten. In diesem Fall kannst Du mit relativ geringen monatlichen oder jährlichen Beiträgen dafür Sorge tragen, dass Dein Liebling bei einer Erkrankung oder einem Unfall die Behandlung bekommt, die er braucht. Hast Du dagegen ein hohes Einkommen und/oder hohe finanzielle Rücklagen, sind Kosten und Nutzen einer OP- und Krankenversicherung im Einzelfall abzuwägen. Wichtig ist, dass Du nicht in die dramatische Situation kommst, eine notwendige medizinische Behandlung nicht bezahlen zu können. Eine Kranken- oder zumindest OP-Versicherung kann hier hilfreich sein und erheblich dazu beitragen, ruhiger zu schlafen. Um später keine bösen Überraschungen zu erleben, solltest Du Bedingungen und das Kleingedruckte der jeweiligen Policen ganz genau prüfen, bevor Du Dich für einen Tarif entscheidest. Relevant sind insbesondere der Leistungsumfang und eventuelle Ausschlüsse, Höchstgrenzen sowie Sperrfristen.
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