Steckbrief Wellensittich
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Wellensittiche (Melopsittacus undulatus) gehören zur Familie der Eigentlichen Papageien (Psittacidae) und sind in ihrer Heimat Australien die am häufigsten vorkommende Papageienart. In Europa werden sie bereits seit 1840 als Ziervögel gehalten. Die lustigen kleinen Papageien sind wegen ihrer quirligen, liebenswerten und menschenbezogenen Art sehr beliebte Haustiere. Wir haben alles für Dich zusammengefasst, was Du über Wellensittiche wissen musst.

Aussehen

Die Wildfarbe der Wellensittiche ist grün. Beginnend am Kopf breiten sich schwarze Querstreifen aus, die zunächst sehr fein sind und in Richtung Rücken und Flügel immer breiter werden. Diese „Wellen“ haben den Vögeln ihren Namen gegeben. Das Köpfchen ist gelb, an den Wangen findet sich ein blauer Fleck. Neben der „Wildform“ gibt es mittlerweile viele Farbschläge, die immer auf den Grundfarben Blau, Grün, Gelb und Weiß basieren, beispielsweise Inos (Albinos, Lutinos), Rainbows, Gelbgesichter, Grauflügel und viele mehr. Von einfarbig bis sehr bunt hat die Wellensittichzucht eine Vielzahl an Varianten hervorgebracht.

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In der Wildform haben Wellensittiche ein grünes Gefieder. 

Ausgewachsene Wellensittiche erreichen eine Länge von etwa 18 cm bei einem Gewicht von ca. 20-40 Gramm. Die Weibchen (Hennen) werden in der Regel etwas schwerer als die Männchen (Hähne). Die Geschlechter sind durch die Farbe der Wachshaut zu bestimmen. Bei gesunden ausgewachsenen Hähnen ist sie blau, bei Hennen braun-grau. Bei einigen Farbschlägen ist eine Geschlechterunterscheidung kaum oder nicht möglich.

Ursprüngliche Verbreitung & Lebensweise

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Wellensittiche erstreckt sich über weite Teile Australiens. Dort leben die Vögel in trockenen und halbtrockenen Gebieten. Wälder meiden sie. Wellensittiche leben paarweise in teils riesigen Schwärmen. Aufgrund der Knappheit an Wasser und Futter verfolgen die meisten Wellensittiche eine nomadische Lebensweise. Wellensittiche sind Höhlenbrüter und brüten unabhängig von der Jahreszeit immer dann, wenn die Bedingungen günstig sind. Hennen legen meist vier bis sechs Eier und werden während des Brütens von ihrem Partner mit Futter versorgt. Die Jungtiere sind nach etwa 35 Tagen selbstständig.

Wellensittiche sind äußerst kommunikativ und haben verschiedene Laute für unterschiedliche Situationen (z. B. Warnung, Balz, Drohung etc.) im Repertoire. Sie können die menschliche Stimme imitieren und haben ein äußerst gutes Hörvermögen. Die Tiere sind sehr sozial und leben in enger Verbundenheit mit ihren Artgenossen. Dies äußert sich in gegenseitiger Gefiederpflege, Partnerfüttern, Kommunikation und Kuscheln.

Wellensittiche sind tagaktiv und äußerst schnelle und geschickte Flieger. In menschlicher Obhut können die Vögel bei guter Haltung 10 bis 12 Jahre alt werden.

Tiergerechte Haltung

Unterbringung

Wellensittiche sind gesellige und soziale Tiere, die in Einzelhaltung verkümmern und krank werden können. Sie müssen daher mindestens zu zweit gehalten werden. Am wohlsten fühlen sie sich in Gruppen mit mehreren Artgenossen, da dies ihrer natürlichen Lebensweise am ehesten entspricht. Die Anzahl an Tieren in einer Gruppe sollte gerade sein, sodass jeder Vogel einen Partner für sich findet. Stirbt einer der Partner, muss für den verbliebenen ein neuer Gefährte gesucht werden.

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Wichtig: Dass zu zweit oder in Gruppen gehaltene Wellensittiche nicht zahm werden, ist ein Irrglaube. Die Zahmheit von Wellensittichen ist nicht von der Anzahl der Tiere abhängig, sondern von dem individuellen Charakter und der Geduld und dem Einfühlungsvermögen des Besitzers. 

Es gibt mehrere Möglichkeiten, Wellensittiche zu halten:

  • Die tiergerechteste Option ist ein Vogelzimmer mit einem Schlafkäfig als Rückzugsort: Im vogelsicheren Zimmer (Vorsicht vor Elektrokabeln, giftigen Pflanzen, Ventilatoren etc.) können sich die Tiere frei bewegen und ihren enormen Bewegungsdrang ausleben. Zum Ausruhen, Schlafen und Fressen ziehen sie sich in ihren „Schlafkäfig“ zurück.
  • Ist die Haltung in einem Vogelzimmer nicht möglich, brauchen 1-3 Pärchen Wellensittiche nach der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) einen Käfig mit den Mindestmaßen 150 x 60 x 100 cm (L x T x H). Die Gitter dürfen nicht verzinkt oder mit Kunststoff überzogen sein und sollten quer verlaufen, um den Tieren das Klettern zu ermöglichen. Täglicher mehrstündiger Freiflug ist bei der Käfighaltung unverzichtbar, um Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten zu verhindern. Eine größere Zimmervoliere ist der Käfighaltung vorzuziehen.
  • Eine ganzjährige Außenhaltung ist möglich, wenn den Tieren ein ausreichend dimensionierter (mind. 100 x 50 x 100 cm (L x T x H)), frostfreier und attraktiv eingerichteter Schutzraum zur Verfügung steht, in den sie sich jederzeit zurückziehen können.

Als Untergrund im Käfig eignet sich staubarme Hanfeinstreu oder Buchenholzspäne. Zur Käfigeinrichtung gehören mehrere Sitzstangen mit unterschiedlichen Durchmessern (ideal sind Naturäste), die nur auf einer Seite befestigt werden, um bei der Landung zu federn, Gefäße für Wasser und Futter, ein Badehaus und Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Gegenstände sollten so platziert werden, dass noch genug freier Flugraum verbleibt.

Wellensittiche fühlen sich bei einer Temperatur von 18 bis 25 Grad mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60 % am wohlsten. Biete Deinen Tieren bei der Innenhaltung eine Beleuchtung mit UVA- und UVB-Licht an. Sie benötigen UV-Licht für bestimmte Stoffwechselvorgänge sowie das Sehvermögen, durch die Fenster wird jedoch der Großteil des UV-Lichts „ausgesperrt“. Wenn Leuchtstoffröhren zur Beleuchtung genutzt werden, muss darauf geachtet werden, sie durch ein Vorschaltgerät flackerfrei zu machen. Wellensittiche können das Flackern im Gegensatz zum Menschen wahrnehmen, was sehr irritierend für die Vögel sein kann. Dasselbe gilt für Fernsehgeräte und Computer.

Die Helligkeitsphase sollte 10 Stunden nicht unterschreiten und 14 Stunden nicht überschreiten. Der Käfig sollte entsprechend abgedunkelt werden, falls er in Räumen steht, in denen Du Dich zum Beispiel abends noch aufhältst. In komplett dunklen Räumen sollte ein schwaches Orientierungslicht verbleiben. Zugluft, direkte Sonneneinstrahlung und Nässe gilt es, zu vermeiden. Mehr zur tiergerechten Vogelhaltung findest Du hier.

Beschäftigung

Um sich nicht zu langweilen und zu verkümmern, benötigen Wellensittiche vielseitige, wechselnde und tiergerechte Beschäftigungsmöglichkeiten. Geeignet sind beispielsweise:

  • Naturäste zum Knabbern und Nagen, gerne noch mit Blättern, Blüten und Knospen. Unbedenklich sind etwa ungespritzte Obstbäume, Weide oder Haselnuss.
  • Holz- und Korkspielzeug aus dem Fachhandel oder selbst gebaut.
  • Verschiedene Naturmaterialien wie Heu, Stroh, Gräser, Kork
  • Futterpflanzen wie Callisia und Katzengras oder „Erlebnisfutter“ wie Darikolben oder Kolbenhirse
  • Futtersuche nach versteckten Leckerli im Gehege
  • Schaukeln, Leitern, dicke Baumwollseile
  • Klettermöglichkeiten über verschiedene Ebenen hinweg

Wichtig: Nehme unbedingt Abstand von tierschutzwidrigem Zubehör wie Spiegeln, Plastikvögeln, Leinen, Spielzeug aus kleinen Plastikteilchen, die verschluckt werden können, etc. Diese bringen eine große Gefahr mit sich, dass sich Deine Tiere verletzen oder Verhaltensstörungen entwickeln.

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Sog. Erlebnisfutter ist eine gute und sinnvolle Möglichkeit, Wellensittiche zu beschäftigen. 

Ernährung

Neben einer hochwertigen Körnermischung für Wellensittiche fressen die Tiere auch gerne Kolbenhirse und Frischfutter. Frischfutter sollte ihnen täglich in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden. Geeignet sind nicht blähende Gemüsesorten wie Salat, Gurke, Karotte, Zucchini etc. sowie Kräuter wie Spitzwegerich, Vogelmiere oder Löwenzahn. Gelegentlich kann ihnen auch Obst, etwa Äpfel oder Weintrauben, angeboten werden. Auch Futterpflanzen wie Katzengras oder Callisia sowie Keimfutter werden gerne angenommen. Nicht gefressenes Frischfutter solltest Du aus hygienischen Gründen täglich entfernen. Außerdem benötigen die Vögel Grit, um die Körner im Magen verdauen zu können. Sepiaschalen und Kalksteine versorgen Deine Tiere mit Mineralstoffen. Während der Brut und der Mauser solltest Du Deinen Tieren einen höheren Anteil an Proteinen, zum Beispiel Eifutter, anbieten.

Gesundheit

Mit ausreichend Bewegung (Freiflug), Beschäftigung, Gesellschaft durch Artgenossen und gesunder Ernährung schaffst Du bereits die besten Voraussetzungen für ein langes und gesundes Leben Deiner Tiere. Wie bei allen Vögeln solltest Du den Gesundheitszustand Deiner Lieblinge jeden Tag kurz checken, denn aufgrund des schnellen Stoffwechsels können sich vermeintliche Lappalien schnell zu Notfällen entwickeln. 

Viele Krankheiten, unter denen Wellensittiche leiden, sind auf Haltungs- und Ernährungsfehler zurückzuführen. So können eine zu fettige Ernährung und Bewegungsmangel Stoffwechselstörungen und Verfettung zur Folge haben. Einzelhaltung und die Verwendung von Spiegeln, die einen Partner vortäuschen, resultieren in Verhaltensstörungen und Krankheiten. Sohlenballengeschwüre werden meist durch ungeeignete Sitzstangen ausgelöst (Überzug aus Sandpapier, Kunststoff, einheitliche Durchmesser).

Fragen & Antworten

Für wen eignen sich Wellensittiche?

Wellensittiche eignen sich für Menschen, die sich tagaktive, gesellige und bewegungsfreudige Mitbewohner wünschen und Spaß daran haben, das vielfältige Verhaltensrepertoire der Tiere zu beobachten. Wellensittiche lassen sich in aller Regel recht schnell für die Beschäftigung mit „ihren“ Menschen begeistern und werden rasch zahm, wenn man ihnen mit Ruhe, Geduld und Einfühlungsvermögen begegnet.

Sind Wellensittiche laut?

Wellensittiche sind deutlich leiser als andere Papageien wie Unzertrennliche, aber sie sind richtige „Plappermäuler“. Sie lassen vielleicht keine ohrenbetäubenden Rufe los, aber sie sind quasi unentwegt am Kommunizieren. Eine gewisse Geräuschkulisse sollte einen also nicht stören.

Sind Wellensittiche pflegeleicht?

„Pflegeleicht“ ist Definitionssache. Zwar werden Wellensittiche gerne als besonders „pflegeleicht“ bezeichnet, doch selten wird genauer erläutert, was genau sie denn so leicht zu halten macht. Sie benötigen vielleicht weniger kognitive Herausforderungen als Großpapageien, aber auch sie stellen vogeltypisch einige Ansprüche an die Haltung. Wie alle Vögel brauchen sie Platz, Freiflug, gesunde Ernährung und Beschäftigung. In diesem Sinne unterscheiden sie sich kaum von ihren größeren Verwandten und ihre kleine Körpergröße sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch sie artspezifische Bedürfnisse haben, die erfüllt werden müssen.

Können Wellensittiche alleine leben?

Hier ist die Antwort ganz deutlich: nein. In der Natur leben Wellensittiche in großen Schwärmen, innerhalb derer sie sich zu Paaren zusammenschließen und eng zusammenleben. Wellensittiche in Einzelhaltung neigen zu Krankheiten, bekommen früher oder später Verhaltensstörungen und sind sicherlich alles andere als glücklich. Daher sollten immer mindestens zwei Wellensittiche gehalten werden.

Stimmt es, dass Wellensittiche nur alleine zahm werden?

Nein, das stimmt nicht. Ob ein Wellensittich zahm wird, hängt nicht davon ab, ob er einen Wellensittich-Partner hat oder alleine lebt. Auch in Gruppen gehaltene Vögel werden zahm, wenn der Besitzer entsprechend umsichtig und empathisch mit ihnen umgeht.

Wie viel Pflege brauchen Wellensittiche?

Für die tägliche Grundversorgung Deiner Vögel (Gesundheitskontrolle, Fütterung, Reinigung des Geheges und der Einrichtungsgegenstände) solltest Du 15 – 20 Minuten einplanen. Hinzu kommt ein wöchentlicher Zeitaufwand für die gründlichere Gehege- und Einrichtungsreinigung von 1 – 2 Stunden – je nach Volierengröße.

Fazit

Die kleinen farbenfrohen Papageien sind tolle Alltagsbegleiter. Am besten können sie ihren jeweiligen Charakter entfalten, wenn sie in einer Gruppe mit mehreren Artgenossen leben. Dem Menschen gegenüber sind die Vögel grundsätzlich sehr interessiert, aufgeschlossen, liebevoll und treu, was sie zu wunderbaren Gefährten macht. Im Gegenzug haben sie es verdient, dass ihre Bedürfnisse geachtet und erfüllt werden. Dies ist die Basis für eine schöne und lange gemeinsame Zeit.

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